Freitag, 29. April 2016

Poor Knights Islands

Wie ihr ja schon wisst, reist es sich in Neuseeland ganz anders als in Südamerika. Um über den Zeitraum von zwei Monaten mobil zu sein, kommen eigentlich nur drei Möglichkeiten in Frage: Ein Auto kaufen, mieten oder mit einem Buspass reisen.





Auto kaufen erschien uns zu teuer und für den relativ kurzen Zeitraum, vor allem in Anbetracht unseres schon gebuchten Fluges nach Australien, zu umständlich. Für Kauf und Verkauf muss man schließlich auch genügend Zeit einplanen. Mieten erschien uns zu teuer und der Bus muss ja eigentlich das billigste sein. Deshalb machten wir uns morgens auf zur Touriinfo um einen Buspass zu kaufen.

Gerade an diesem Morgen hatte aber ein Kreuzfahtschiff im Hafen angelegt und die Warteschlange vor der Touriinfo war beträchtlich. Wir brauchten aber den Buspass und so mussten wir uns wohl oder übel anstellen. Wir ließen uns auch gleich noch unsere erste Fahrt ins 3 Stunden entfernte Whangarei buchen und saßen deshalb schon wenig später im Bus. Zwar bei weitem nicht so bequem wie in Südamerika, aber dafür mit gratis W-Lan. In Whangarei angekommen hielt unser Bus direkt neben der Touriinfo und so erkundigten wir uns gleich nach einem Hostel und einer Möglichkeit um nach Tutukaka, unserem eigentlichen Ziel, zu kommen. Tutukaka ist übrigens nicht zu verwechseln mit Titicaca... und wenn es noch irgendwo Totokaka, Tetekaka und Tatakaka gäbe, dann hätten wir schon einen guten Schritt gemacht um alle Vokale vollzumachen! Aber ich schweife ab...

Eine öffentliche Transportmöglichkeit in besagten Ort gab es leider nicht. Nur einen Privattransport und der hätte für uns beide zusammen 70$ gekostete, was mehr als zwei Tagen Mietwagen entspricht. Nach einer etwas längeren Beratungs- und Rechenrunde kamen wir zu dem Schluss, dass es wohl doch keine so gute Idee war den Buspass zu kaufen. Es war jetzt schon das zweite Mal, dass wir ein Auto gebraucht hätten und von unserem nächsten Wanderausflug wussten wir schon, dass es auch wieder keine öffentlichen Transporte geben würde. Wir schmissen deshalb all unsere Pläne wieder über den Haufen und beschlossen uns ein Auto zu mieten. Da es in Whangarei aber keine (billigen) Autovermietungen gab und der letzte Bus zurück nach Auckland schon abgefahren war, gingen wir erst einmal in das von der Touriinfo empfohlene Hostel.

Hinter Gittern

Wenn man in seinem Leben falsche Entscheidungen trifft wie wir, dann muss man wohl oder übel mit den Konsequenzen leben. Deswegen mussten wir eine Nacht im Gefängnis verbringen... Immerhin war der Cellblock laut der Touriinfo das billigste Hostel in Whangarei. Wir hatten die Wahl zwischen einer abschließbaren Zelle für uns beide allein und einem Zimmer für drei Personen. Der Preis gab dann den Ausschlag für das Dreierzimmer und so verbrachten wir unsere erste Nacht im (zum Hostel umgebauten) Gefängnis.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Am nächsten Morgen fuhren wir gleich mit dem ersten Bus wieder zurück und waren "endlich" wieder in Auckland. Wir hatten uns am Abend vorher schon nach den Preisen der Autovermietungen erkundigt und konnten so gezielt alle ablaufen. Es gab zwar noch eine Vermietung mit einem ähnlich guten Angebot wie die, bei der wir bereits ein Auto gemietet hatten, aber leider nicht sofort. Da wir nicht noch mehr Zeit verschwenden wollten, mieteten wir uns also bei unserer "alten" Autovermietung einen Wagen für erstmal 26 Tage. Mit der Option auf Verlängerung. Und dann ging es wieder 3 Stunden zurück nach Whangarei!

Diesmal hielten wir allerdings nur kurz um etwas im Supermarkt einzukaufen und fuhren dann direkt weiter zum Holiday Park in Tutukaka. Wir wissen zwar noch immer nicht genau, ob Holiday Park hier eine Art Kette von Campingplätzen ist, oder ob die etwas besseren Campingplätze einfach so heißen, aber als es ans Bezahlen ging, war ich erst mal leicht verdutzt... 20$ für eine Nacht im eigenen Zelt. Und das wohlgemerkt pro Person! Fast genau so viel wie im Hostel... Da es aber bei weitem die billigste Übernachtungsmöglichkeit in der Gegend war blieb uns nichts anderes übrig als zu bleiben. Die Küche machte den Wucherpreis zwar nicht wett, war aber trotzdem super ausgestattet. Wir unterhielten uns noch mit ein paar der Gäste in der Küche und erhielten einige nützliche Tipps zum Geld sparen.

Poor Knights Islands

Als wir aufstanden war es ziemlich kalt und uns war noch gar nicht richtig nach tauchen zu mute. Unser Campingplatz lag aber auch im Schatten und als wir an der Tauchschule ankamen, schien bereits die Sonne und wärmte uns. Wir mussten uns nur anmelden, unsere Tauchausweise zeigen und bezahlen, mehr wollte man von uns gar nicht sehen oder wissen (Sonst wird an dieser Stelle etwas mehr Aufwand betrieben). Ein paar Schritte neben der Anmeldung wurde uns unser Tauchequipment in eine Tasche gepackt und schon waren wir bereit, mussten aber noch eine halbe Stunde warten, bis es wirklich losging. Neben uns waren noch ca. 20 andere Leute mit an Bord. Die meisten Taucher, aber auch einige Schnorchler waren mit von der Partie.

Im Tauchshop

Die Fahrt mit dem Boot zu den Poor Knights Islands, laut Custeau eines der 10 besten Tauchgebiete der Welt, dauerte etwas weniger als eine Stunde und war relativ ruhig. Als wir vor Anker gingen, bekamen wir erst einmal ein paar Infos zu den Inseln. Die sind nämlich das Überbleibsel eines riesigen Kraters von 24km Durchmesser. Mittlerweile ist das Betreten der Inseln strengstens verboten. Neben einem kleinen Massaker das auf der Insel stattfand gibt es nämlich auch noch einige bedrohte Tierarten. Zwei? davon sogar nur auf dieser einen Inselgruppe. Die Inseln sind übrigens deshalb so berühmt, da hier der OAS (wer schon mal Findet Nemo gesehen hat, der kennt vielleicht den Schnellstrom in den Nemo gerät und der ihn durch den Ozean trägt?) von Australiensküste aus vorbei fließt. Das Wasser ist deshalb kristallklar und es gibt Fische und andere Meeresbewohner, die es eigentlich in Neuseeland gar nicht geben würde. So gibt es hier z.B. Fische die vom OAS hergespült wurden und zwar hier leben, sich aber nicht fortpflanzen können.

Nach der Theorie war dann die Praxis an der Reihe. Also Tauchgerät und 7mm Anzug angelegt und ab ins Wasser. Für Bianca war es das erste mal, das es nicht so kalt war und man mehr als 10 Meter sehen konnte. Also durchaus ein kleines Highlight. Für mich war es auch das erste Mal durch und über größere Kelpwälder zu tauchen. Wir sahen einen freischwimmenden Rochen und jede Menge Muränen. Wieder an Bord konnte man zwischen heißer Suppe, Tee, heißer Schokolade und Cafe wählen und wir nutzen unsere Oberflächenpause um ein wenig Sonne zu tanken.

Bei der Pause

Auf der Suche nach dem nächsten Tauchplatz konnten wir die zerklüftete Küste bestaunen und zu guter Letzt noch eine Höhle in Dom-Form mit einer gewaltigen Akustik. Als wir alle gleichzeitig mit dem Fuß aufstampften, hallte der Bass noch gefühlte 10 Sekunden von den Wänden wieder. Unseren zweiten Tauchgang machten wir in der Nähe eines kleinen Spaltes in den Inseln wo sich jede Menge Fische im Wasser tummelten. Auch hier gab es wieder einen freischwimmenden Rochen, jede Menge Muränen und Kelp, Schnecken, riesige Skorpionsfische und einen Fisch, der noch einen Meter Angelschnur mit Blinker im Maul hatte, zu bestaunen. Nach Tauchgang Nummer zwei war mir dann doch trotz 7mm Neopren ziemlich kalt und wir verbrachten die Rückfahrt unter Deck, wo es weniger zog als oben.


Die Poor Knights

Da wir früher als erwartete zurück waren, mussten wir erst mal planen wo es als nächstes hingehen sollte. Wir entschieden uns für eine kleine Halbinsel namens Aroha-Island und schon waren wir wieder unterwegs...

Nachdem wir uns erst mal verfahren hatten, mussten wir das GPS bemühen um uns wieder auf Kurs zu bringen. Als wir schließlich da waren, war es schon eine Weile dunkel und waren froh endlich am Ziel zu sein. Beim einchecken wurden wir gefragt, ob wir noch einen Rundgang um die Insel machen wollten um nach Kiwis (der Vogel, nicht die Frucht) Ausschau zu halten. Da das Ganze sogar gratis war, konnten wir ja schlecht nein sagen. Und so machten wir uns nach einem schnellen Abendessen auf den nur 30-minütigen Weg um die Insel. Wir hatten keine großen Erwartungen, da es auf der Insel nur 4 Kiwis gibt und diese zudem ziemlich scheu sind und man sie für gewöhnlich eher nur hört und nicht sieht. Aber wir wurden eines besseren belehrt. Als wir so mit unseren Rotlichtlampen durch den Wald marschierten, raschelte es nämlich in den Bäumen. Gefühlt hatte das "Rascheln" die Größe eines Wolfes. Hätte ich nicht gewusst, dass es außer den Kiwis keine größeren Tiere auf der Insel gibt, hätte man fast etwas Angst bekommen können. Wir verhielten uns so ruhig wie möglich, aber dem Kiwi schien unsere Anwesenheit nicht allzuviel auszumachen. Wir gingen etwas näher heran und da stand er und wühlte mit seinem Schnabel im Boden rum. Gemächlich lief er dann weiter durch den Wald und machte dabei jede Menge Lärm (kein Wunder, dass er so gefährdet ist). Leider blieb es bei der einen Sichtung, aber immerhin können wir jetzt einen weiteren Haken auf der Liste machen.

1 Kommentar:

  1. Danke für den schönen, lehrreichen und interessanten Bericht! Eure beiden Tauchgänge hätten mir sicherlich auch großes Vergnügen bereitet, aber man kann ja nicht alles haben:)
    Die Fotos von den Poor Knights können glatt aus einem Film stammen! Einfach ein herrlicher Anblick.
    Sabine

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