Sonntag, 3. April 2016

Gilmer IV - Der Weg nach Iquitos (Teil 2)


Tag 1

Unsere Besprechung beim Frühstück ergab, dass wir eigentlich nicht noch einen Tag zum Ausruhen in Yurimaguas verbringen wollten, da wir auf dem Boot noch genug Zeit dazu haben würden. Nach dem Essen machten wir uns deshalb doch in Richtung Hafen auf. Dort angekommen, wurden wir gleich von einem Schlepper in Empfang genommen, der uns unsereren fahrbaren Untersatz nach
Iquitos, die Gilmer IV, zeigte. Ein Hängemattenplatz auf dem oberen Deck war für 100 Sol und auf dem bereits gefüllten unten für 90 Sol zu haben. Kabinen für zwei Personen gab es zwar auch, die hat er uns aber irgendwie gar nicht angeboten. Wir entschieden uns für das obere Deck, hatten allerdings noch keine Hängematte. Unser Schlepper wusste natürlich auch dafür Abhilfe und so ging es wieder raus aus dem Hafen um zwei (vermutlich total überteuerte) Hängematten zu kaufen. Wieder auf dem Schiff hat er uns die Hängematten sogar noch hingehängt und uns geholfen, unser Gepäck beim Kapitän unterzustellen, weil wir noch ein paar Einkäufe erledigen wollten. Als alles geklärt war, hat der gute Mann natürlich nicht vergessen auf sein großzügiges Trinkgeld hinzuweisen. Wir haben ihm dann gesagt, dass er eins bekommt, wenn wir wieder zurück sind und unsere Sachen noch da. Geplante Abfahrtszeit war zu diesem Zeitpunkt übrigens 18 Uhr Abends, was uns noch 8 Stunden Zeit gab.

Unser schwimmendes Heim, die Gilmer IV

Voll bepackt mit Keksen, Bier, Wein und was man sonst noch alles für eine mehrtägige Bootsfahrt braucht, waren wir 13 Uhr wieder zurück auf der Gilmer IV. Mittlerweile waren auch Paul und Max, die beiden Deutschen mit denen wir uns das Taxi geteilt hatten, an Bord und holten in ihren Hängematten etwas Schlaf nach. Wir versuchten es ihnen gleich zu tun und dösten etwas in unseren, während sich noch ein paar weitere Gäste zu uns aufs obere Deck gesellten. Auf dem Weg zum Klo fragte Paul mich, ob ich Skat spielen könne, was wir in den darauffolgenden Tagen dann auch öfters mal taten. Irgendwann ließe der "Buschfunk" dann verlautbaren, dass die Abfahrt auf morgen verschoben wurde. Eine "offizielle" Ansage oder ähnliches gab es nicht, aber wir waren aus Berichten von anderen Reisenden schon darauf vorbereitet. Immerhin konnte man schon auf dem Boot schlafen und so sparten wir uns eine Nacht im Hostel. Abends spielten wir bei einem gemütlichen Bierchen Skat und unterhielten uns noch mit zwei Franzosen, die mittlerweile auch an Bord gekommen waren.

Hmmmmmmm, lecker Happa Happa.

Tag 2

Die Nacht in den Hängematten war bequemer als gedacht, allerdings wurde es nachts etwas frisch. Laut Buschfunk war die neue Abfahrtszeit 14 Uhr, sodass wir zum Frühstück nochmal von Bord gingen um etwas zu essen und die Vorräte aufzustocken. Wir hatten nämlich nur genug für die Fahrt, aber nicht für die Wartezeit davor eingeplant. Gerade als wir aus dem Hafen gehen wollten, war ein riesen Tumult am Tor und die Polizei kam, wir wussten natürlich nicht was los war und sind erst mal raus gegangen. Wieder an Bord erfuhren wir, dass den Franzosen ein Rucksack geklaut wurde... Einer der Gäste, den Bianca vorher auch noch zufällig auf einem Foto mit fotografiert hat, hatte sich einfach einen Rucksack geschnappt und das Schiff verlassen. Zum Glück hatten andere Leute an Bord den Franzosen Bescheid gesagt und sie konnten den Täter noch am Tor stellen. Daher auch der Auflauf am Tor. Den Rucksack haben sie zum Glück wieder bekommen. Danach waren wir doppelt so vorsichtig mit unserem Gepäck und haben einem älteren Herren neben uns immer gebeten ein Auge auf unsere Sachen zu werfen, wenn wir bei den anderen waren.

Hier is das Deck noch leer; Im Kreis der Rucksack-Dieb

Laut neustem Stand war die Abfahrt nun 18 Uhr angesetzt... Das Boot wurde während der gesamten Zeit unaufhörlich beladen. Und mit was allem. Sogar ein Motokarro wurde irgendwie von den Hafenarbeitern an Deck geschleppt. Irgenwann läutete eine Glocke und verkündete uns, dass wir Essen fassen konnten. Dazu muss man mit seinem Geschirr vor der Küche anstehen, sein Ticket vorzeigen und bekommt dann sein Essen abgefüllt. Bianca hatte natürlich gerade das "Glück", die erste zu sein, die nichts mehr bekam. Gerade als sie dran gewesen wäre, war nämlich das Essen alle. Wir dachten schon, dass wir nichts mehr bekommen, aber es wurde noch eine zweite Portion gemacht. Zum Essen gab es entweder Reise, Kochbanane und Hühnchen, das Ganze in Suppenform oder zum Frühstück einen Porridge ähnlichen Brei mit Brötchen. Zum Glück hatten wir ein paar Kekse und Chips zur Ergänzung dabei....


Schlüpft da grade ein Schmetterling?

Den Tag verbrachten wir wie üblich mit dösen, lesen und auf dem Handy rumtatschen. Es gab übrigens sogar 3 Steckdosen, allerdings nicht immer Strom. Wir lagen zum Glück ganz in der Nähe. Sonst hätten wir es wohl kaum geschafft mal etwas zu laden. Paul und Max hatten irgendwoher ein paar Angelschnüre und Fleisch gezaubert und so versuchten wir am Nachmittag unser Glück im Angeln. Gebissen haben sie zwar, aber nie in den Haken. ;) Als endlich der letzte LKW abgeladen und davon gefahren war, waren alle schon guter Laune. Bis.. ja, bis die nächsten 4 LKW um die Ecke gebogen kamen. Neuer Abfahrtstermin: Am nächsten Morgen.

Alles wurde von Hand an Bord geschleppt

Tag 3

Nach dem Frühstück ging es endlich wirklich los!!! Wir legten endlich ab. Von nun an verliefen die Tage ziemlich ähnlich. "Abhängen" in der Hängematte, lesen, am Handy spielen, Skat spielen, auf die Essensglocke warten und ein wenig mit den anderen "sozialisieren".
 
Das Deck ist voll,...

...wir legen ab. Vorne steht das Motocarro und 3 Minivans.

Der Tag verlief ziemlich ruhig, mal von Sinnflutartigen Regenfällen abgesehen. Immerhin gab es eine Schutzfolie, die das Gröbste abgehalten hat. Der Decksmaat? Sagt man das so? War die ganze Zeit über damit beschäftig mit seinem kaputten Besen das Wasser von Deck zu fegen. Nass wurden wir zum Glück nie.

Tag 4

Jeder an Bord hat auf seinem Handy laut Musik gehört und so wurden wir schon um 4 Uhr morgens vom Gedudel der Handys geweckt. Die kurzen Halte an den vielen kleinen Häfen waren das einzige "Highlight" des Tages. Dabei wurde immer noch mehr geladen als abgeladen. In den größeren Städchen kamen auch immer wieder Händlerinnen an Bord und verkauften Getränke, Snacks und spottbillige Früchte. Bei einem der etwas längeren Halte ging ich auch mal kurz von Bord, aber es gab leider kein Bier zu kaufen :) Als ich wieder an Bord ging, waren Max und Paul auch gerade auf die Idee gekommen von Bord zu gehen. Dumm nur, dass das Schiff gerade ablegte, als sie an Land waren. Ich kann mich noch gut an den Anblick erinnern, als sie an Land standen und dem Schiff nachschauten :) Glücklicherweise waren noch nicht alle der Händlerinnen von Bord gegangen und wurden von einem kleinen Boot abgeholt, bei dem die beiden wieder mitfahren konnte. Wieder mal Glück gehabt! Vor allem die ganzen kleinen Jungs, die übrigens wahnsinnig auf Touristen standen, haben das Ereignis am Bord gefeiert.

In einem der kleinen Häfen. Anlegen ist hier eher aufs Ufer fahren..

Max und Paul werden wieder zum Boot gebracht ;)

Immer wieder sahen wir Flussdelfine. Graue und auch Pinke! Diese tümmelten sich am liebsten an den Stellen, wo schwarzes Flusswasser mit braunem zusammen floss. An jedem Abend hatten wir als kleine Entschädigung für die Langeweile immer wirklich schöne Sonnenuntergänge. Obwohl es eigentlich gar nie so richtig langweilig war.




Tag 5

Früher als erwartet kam in den frühen Morgenstunden unseres dritten Tages Iquitos in Sicht. Als wir anlegten, war uns allen nicht so recht klar, wie man von Bord kommt. Es kamen zwar Wassertaxis ans Boot gefahren, die wollten aber natürlich bezahlt werden. Durch den Hafen konnte man aber auch noch nicht gehen. Wir, das sind Max und Paul, 4 Franzosen und wir beide, beschlossen noch einen Cafe trinken zu gehen und nahmen uns dazu eines der Wassertaxis. Wir legten an einer Stelle an, an der ein riesen Tumult an Leuten war. Natürlich wurde uns gleich ein Taxi zum Zentrum angedreht. Als wir etwas unschlüssig dastanden, begannen sich die Taxifahrer um uns zu streiten und wollten sich auch fast prügeln. Schließlich hat einer der Franzosen ein Motokarro für uns aufgetan. Eins mit Ladefläche auf die wir uns dann zu acht quetschten. Eine wacklige aber wirklich lustige Angelegenheit. Wir waren DER Hingucker in Iquitos.

Die "Crew" der Gilmer IV auf dem Motocarro

Paul und Max sind die beiden unten links
Die Motokarrofahrer, die nichts vom Kuchen abbgekommen hatten, "verfolgten" uns sogar noch. Und als wir am Plaza de Armas ankamen waren sie schon wieder zur Stelle um uns zu bequatschen. Erst wollten sie uns in ein teures Restaurant schleppen, aber wir entschieden uns zum Mercado, wo das Essen fast immer am billigsten ist, zu gehen. Immer begleitet von drei Schleppern natürlich. Nach dem Essen, meine Laune war schon sehr angeschlagen, verabschiedeten wir uns von den Leuten der Gilmer IV und machten uns auf die Suche nach einem Hostel. Die Schlepper wussten gar nicht, wie ihnen geschieht, entschieden sich aber bei der größeren Gruppe zu bleiben und so konnten wir erst mal ungehindert unserers Weges ziehen. Es dauerte natürlich nicht lange, bis die nächsten Schlepper an unseren Fersen hingen. Dazu noch tropische Hitze und ein schwerer Rucksack... kurzum, ich war wirklich genervt. Schon aus Prinzip sind wir in keins der uns abgebotenen Hostels gegangen.

Als wir ein paar Hostels durch hatten, entschieden wir wieder ins erste, was uns am besten gefallen hatte, zu gehen. Keine 20 Minuten später standen zwei der Franzosen in der Tür und entschieden sich auch zu bleiben. Und, oh Wunder, eine Stunde später traf auch der Rest der Gilmer IV ein. Eigentlich wollten sie couchsurfen und nur ein kleines Bierchen im Hostel trinken und ins Internet gehen. Es meldete sich aber an diesem Tag niemand mehr und so war die Gilmer IV wieder im selben Hostel vereint.

Cafe con leche? Hier fließt ein Seitenarm mit schwarzen Wasser in den Hauptarm mit braunem.
Man bekommt sie einfach nicht besser vor die Linse...

Nachdem wir die ganzen Tage kein Internet hatten, mussten wir leider feststellen, dass unsere Flugbuchung nach Santiago nicht geklappt hat. Der Fluggesellschaft kam es wohl komisch vor, dass mit unserer Kreditkarte im Ausland bezahlt werden sollte. Wir hätten uns deswegen nochmal melden sollen, allerdings war die Frist schon seit zwei Tagen abgelaufen. Unser Flug wurde deshalb leider nicht gebucht und kostenlos storniert.

Beim feuchtfröhlichen Umtrunk wurden auch zwei der Jungs von einem "Produzenten", der Leute für eine Bierwerbung suchte, angesprochen. Angeblich hätte man 50$ bekommen und so sagten wir zu. Nachdem er jeden von uns fotografiert hatte, meinte er, abends würde nochmal jemand im Hostel vorbei kommen. Es kam natürlich niemand mehr, was unserem Spaß aber keinen Abbruch tat.

Tag 6

Kurz um... ich habe das Bett gehütet.

Hier ist definitiv Urlaub nötig!!

Fazit:

Die Zeit auf der Gilmer IV und auch die Zeit mit der "Crew" der Gilmer IV war definitv eines der Highlights auf unserer bisherigen Reise. Wären wir nicht, wie erst geplant, mit dem Boot gefahren, sondern hätten das Flugzeug nach Iquitos genommen, wäre uns definitiv etwas entgangen. Und obwohl wir an Bord eigentlich fast nichts gemacht haben, war es uns nie wirklich langweilig.

Die Sanitäranlagen. sieht schlimmer aus als es ist und war auch nach den drei Tagen nicht wirklich dreckig.

Der "Hahn" oben im Bild ist die Dusche. Natürlich alles mit Flusswasser betrieben.

1 Kommentar:

  1. Ihr habt ja schon selbst das richtige Fazit aus der Gilmer-IV-Unternehmung gezogen: einmalig, unglaublich und ewig in Erinnerung bleibend! So sieht ein richtig tolles Weltreisenbummlerdasein aus! Das hätte mir auch gefallen:)
    Sabine

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