Sonntag, 3. April 2016

Iquitos

 Nächtliche Begegnung

In der Nacht regnete es sehr stark. Da es im Dschungel bekanntlich sehr warm ist, hatten wir Tag und Nacht das Fenster auf. Leider stand der Wind so ungünstig, dass es reinregnete, wovon ich 3 Uhr nachts aufwachte. Da Christoph weiterhin tief und fest schlief und die beiden Franzosen aus unserem Zimmer immer noch nicht da waren, musste ich wohl oder übel aus dem Doppelstockbett klettern um die Fenster zu schließen. Halb verschlafen schaute ich aus dem Fenster und auf einmal bemerkte ich auf der Straße unten eine Bewegung...
Als ich meine verschlafenen Augen weiter öffnete, sah ich einen vollkommen durchnässten, frierenden, hampelnden... Franzosen, der zur Tür deutete. Ich zog mir was über und lief die Treppen herunter. Ich wollte die Tür öffnen, doch sie war von innen verschlossen. Neben der Eingangstür befand sich ein vergittertes Fenster und die beiden Franzosen erzählten mir, dass sie schon seit 20 Minuten im Regen stehen und klingeln. Das aber niemand öffnet. Da das Hostel mit der Wohnung der Besitzer verbunden war, klopfte ich vorsichtig an deren Eingangstür, aber niemand kam. Dann suchte ich selbst an der Rezeption nach einem Schlüssel, aber der einzige, den ich fand, passte nicht. Ich versuchte nochmal zu klopften. Dann kam auch die Besitzerin und öffnete etwas mürrisch die Tür und die Franzosen konnten endlich ins Trockene. Was für ein Zufall, dass ich wirklich gerade zu der Zeit aufwachte und die beiden da unten bemerkte.

Dschungel-Tour


Als wir uns nach Agenturen umschauten, stellten wir fest, dass fast alle das gleiche Programm anboten: mit Delfine schwimmen, Piranhas angeln, eine indigene Gemeinschaft besuchen und eine tolle Dschungellodge mit Buffetessen. Eine einzige Agentur bot auch Übernachtungen im Zelt an. Da Christoph (wahrscheinlich von der Bootsfahrt) etwas angeschlagen war, entschieden wir uns für eine Nacht in der Lodge mit dem ganzen Touristen-Tam-Tam und eine Nacht im Zelt.

Am nächsten Morgen ging es dann los. Zuerst fuhren wir nach Belen, einem Stadtteil von Iquitos, auch "schwimmende Stadt" oder "Dschungel-Venedig" genannt. Da die Grundstückspreise in der Stadt zu teuer wurden, bauten die ärmeren Menschen ihre Häuschen im Fluss auf Pfählen, denn der Wasserspiegel des Flusses kann zwischen Regen-/ und Trockenzeit 10 Meter schwanken. Inzwischen ist es eine eigene Stadt für sich, mit Schule, Kirche, Restaurant,...




die Häuser von Belen

die Straßen von Belen

sogar Tankstellen gibt's auf dem Wasser

Danach ging es nach einer kurzen Flussdelfinsichtung zur Dschungellodge. Nach dem Mittag ging es in einen kleinen Dschungelzoo mit Affen, Papageien, Nasenbären, einer Anakonda und einem Faultier. Allerdings bezweifel ich die artgerechte Haltung dieser Tiere. Die Affen waren so zutraulich, dass sie an einem rumkletterten. Wollten sie dies nicht mehr, hielt der Zoo-Mensch eine Banane hin, sodass sie wieder Interesse gewannen. Bei der Schlange war es ähnlich. Sie wurde jedem um den Hals gelegt und ich will nicht wissen, wie viele Touristen da täglich erscheinen.


die Dschungellodge

ein Nasenbär

eine Anakonda

die wird bestimmt nicht meine Freundin

"mich laust der Affe"

die größten Seerosen der Welt

und deren Blüte
Nach dem Zoobesuch ging es wieder auf Delfinsuche. Als welche gefunden wurden, konnten wir an der Stelle im Amazonas baden, auch wenn die Delfine immer auf Abstand blieben.


hier irgendwo schwimmen auch Delfine... und Piranhas... und Krokodile... und ...
Nach dem Abendessen in der Lodge ging es mit einem Ruderboot in einer Lagune auf Krokodil- und Schlangensuche. Außer einer Vogelspinne haben wir aber nichts gesehen.

Der Dschungel im Dunkeln
Am nächsten Tag hieß es 5.30 Uhr aufstehen zur Vogelbeobachtung. Wieder ging es mit dem Ruderboot auf die Lagune. Außergewöhnliches haben wir aber nicht entdeckt. Nach dem Frühstück liefen wir dann eine Stunde zu der indigenen Dschungelgemeinde. Christoph und ich hatten uns wirklich überlegt, ob wir das mitmachen wollen, denn auf so eine Show hatten wir seit den Schilfinseln von Puno keine Lust mehr. Aber man könnte ja was verpassen... Dort angekommen, wurden wir vom Präsidenten persönlich empfangen, der uns in einer 5-minütigen Rede in seiner Sprache, die niemand verstand, begrüßte. Es wurde auch nie übersetzt, was er wirklich sagte. Nachdem dann alle Einheimischen und Touristen um den Pfahl getanzt waren (Christoph und ich haben uns geweigert), gab es dann noch Blasrohrschießen und eine Verkaufsveranstaltung am Ende. Wir hätten also doch in der Lodge bleiben können und wir waren froh, dass für uns das Touristenprogramm jetzt abgeschlossen war, denn nun ging es zum Zelten.

rechts "El Presidente", links unser Guide

ich beim Blasrohrschießen

Außerdem kam gerade eine Gruppe mit 30 Schülern an der Lodge an. Außer uns hatte sich noch ein weiteres Pärchen für das Abenteuer entschieden und eine Engländerin wollte spontan auch noch mit. Da zur Regenzeit fast alles überflutet ist, ging es wieder mit dem Boot ca. 1 Stunde zu der Campingstelle. Die Moskitos dort waren fast unerträglich. Selbst das Mückenmittel half nicht. Nachdem die Zelte aufgebaut waren, ging es ans Angeln. Es bissen sogar ein paar Mal Fische (aber keine Piranhas) an, aber wir bekamen sie nie ins Boot.

Dieser Baum ist so groß, dass man dafür 2 Fotos braucht

die obere Hälfte

Christoph beim Angeln

Der Dschungel am Tage

eine Lagune voller kleiner Seerosen

Zurück am Zelt verzogen wir uns alle in die Zelte, denn hier war Moskito-freie Zone. Die Guides zogen noch einmal los und kamen mit 3 kleineren Fischen wieder, die sie (angeblich) mit der Machete geangelt hatten. Sie machten Feuer und es gab Hähnchen, Fisch und fritierte Bananen. Christoph verzichtete auf's Abendessen, weil er die Moskitos nicht ertragen konnte und auch ich ging nur zum Essen raus und danach gleich schlafen.

Nach dem Frühstück gingen wir noch zu einem Baum, an dem man an Lianen schwingen konnte. Danach fuhren wir mit dem Boot zur Lodge zurück mit einem kleinen Zwischenstopp zum Baden und nach dem Mittag weiter nach Iquitos. 

An den Lianen schwingend

kleine Abkühlung
Nach einer Nacht im selben Hostel wie vor der Tour, ging es diesmal mit dem Flugzeug weiter nach Pucallpa, einer weiteren Dschungelstadt. Am Flughafen trafen wir zufällig die zwei Deutschen aus unserer Gilmer IV Gruppe. Wir wussten, dass sie nach Lima wollten und so unterhielten wir uns noch schnell über die vergangenen Tage - bis wir feststellten, dass wir im selben Flugzeug sitzen, da dieses in Pucallpa eine Zwischenlandung macht. Auch unsere Sitzplätze waren hintereinander. Während wir auf den Abflug warteten, spielte Christoph nochmal eine letzte Runde Skat mit den beiden. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es los und eine Stunde später war es für uns auch schon wieder vorbei - und diesmal dann wohl auch der endgültige Abschied von Gilmer IV :(

unser Flugzeug nach Pucallpa

1 Kommentar:

  1. Ich denke auch, dass die artgerechte Haltung und Behandlung dieser wilden Tiere absolut zu wünschen übrig lässt (Was tun die Menschen nicht alles für Geld und den Tourismus - selbst im Dschungel!), aber dennoch sind es ganz tolle Fotos geworden: Bianca mit Schlange, mit "mich laust der Affe", an der Liane schwingend, im "glasklaren" Krokodilwasser etc.
    In Thailand haben wir ähnliche Erfahrungen mit den Affen und Elefanten gemacht. Es hat eben alles zwei Seiten, die für eine Be- bzw. Verurteilung in Betracht gezogen werden müssen.
    Sabine

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