Mittwoch, 18. Mai 2016

Great Walk: Whanganui River Journey


 Bianca hatte es schon in ihrem letzten Beitrag angedeutet: Die Zeichen standen denkbar schlecht um die Whanganui River Journey, unseren dritten Great Walk zu machen. Das Wetter war schlecht und sollte es in nächster Zeit auch bleiben und laut Touriinfo-Auskunft sollte der GreatWalk geschlossen sein obwohl wir das ja eigentlich besser wussten. Trotzdem taten wir mal so, als ob wir doch gehen könnten und besorgten noch in Turangi den Einkauf für unsere Fahrt. Bianca hatte im Internet recherchiert, dass einer der Ausgangspunkte für die Fahrt das kleine Städtchen Taumaranui ist, also fuhren wir erst mal dort hin.
Die Touriinfo in Taumaranui gehört zum Glück schon zum Einzugsgebiet des Whanganui-River und deshalb kannte man sich dort auch endlich mit der Flussfahrt aus. Als standen die Zeichen nicht schon schlecht genug, teilte man uns aber hier mit, dass in der Nebensaison, in der wir uns ja seit zwei Wochen befinden, nur ein einziger Anbieter Kanufahrten auf dem Wanganui-River anbietet. Und der sitzt im 80 Kilometer entfernten Ohakune. Wir erkundigten uns nochmal nach dem Wetter, doch laut Wetterbericht sollte es immer noch die nächste Woche über regnen. Mit diesen Informationen ausgestattet, mussten wir uns erst mal ruhig in ein Cafe setzen und die Lage besprechen.

Wir hatten uns zwar eigentlich ziemlich auf die River Journey gefreut, da wir mal nicht laufen, sondern paddeln konnten, aber alle anderen Umstände schreckten uns etwas zurück. Ich war schon fast gewillt nein zu sagen, da ich nicht drei Tage im Regen auf dem Boot sitzen wollte, aber Bianca hat mich dann doch überredet. Also wieder zurück zur Touriinfo. Die haben direkt für uns bei der Agentur angerufen und sich nochmal erkundigt, wie es denn mit dem Wasserstand im Fluss aussieht, aber die hatten da wenig Bedenken. Also buchten wir die Tour gleich und fuhren danach weiter nach Ohakune.

Als wir bei Yeti-Tours, der Agentur, bei der wir unsere Fahrt gebucht hatten, ankamen, war niemand da. Da wir kein Handy mit Neuseeländischer Nummer haben, mussten wir zur Touriinfo gehen, die dann für uns angerufen hat und wenig später war Gavin, der Besitzer der Agentur, auch schon bei uns. Neben einer kleinen Sicherheitsbelehrung und der Klärung der Formalien, bekamen wir 6 wasserdichte Fässer in die wir am Abend unser Zeug packen sollten. Nebenbei fragte er uns noch, ob wir schon einen Schlafplatz für die Nacht hätten. Hatten wir nicht und so empfohl er uns an einen seiner Mitarbeiter, der Leute in seinem Haus aufnimmt. Da das Ganze im Gegensatz zu den anderen Unterkünften in Ohakune recht billig war und neben WiFi auch eine Küche bot, sagten wir zu. Weil die Besitzer des Hauses noch in Auckland unterwegs waren und erst am späteren Abend zurück kommen sollten, fuhr Gavin mit uns zum Haus, ließ uns rein und zeigte uns alles.

Fast wie daheim

Er ließ uns allein mit unseren Fässern stehen und wir mussten erst mal einen Schlachtplan zurecht legen, wie wir denn die Fässer befüllen sollten. Am Ende ging es aber doch recht schnell und unkompliziert. Abends kamen dann Paul und Stacy, die Besitzer des Hauses, von Auckland zurück. Stacy war krank und verabschiedet sich gleich mit den Worten: "Ich bin krank und deswegen heute nicht freundlich." ins Bett. Mit Paul unterhielten wir uns aber noch ein wenig und gingen dann recht früh in unser flauschig weiches Bettchen schlafen. Am nächsten Tag mussten wir nämlich schon um 7 Uhr am Treffpunkt sein.


Anfahrt und erster Tag auf dem Fluss

Leise machten wir unser Frühstück und schlichen aus dem Haus. Pünktlich um 7 waren wir am Treffpunkt und wenig später erschien auch Gavin. Ein Boot für uns lag schon am Startplatz, weshalb wir nur noch unsere Fässer einladen mussten bevor es auf in Richtung Fluss ging. Kurz nach 9 Uhr waren wir bereits am Fluss angelangt und schnallten unser Gepäck im Kanu fest. An Land gab es nochmal eine kleine Unterweisung zur Benutzung des Bootes und ein paar allgemeine Hinweise zum Fluss und unsere bevorstehenden Fahrt. Während wir da standen und zuhörten, begann es leider ein bisschen zu regnen und ich ahnte schon schlimmes. Der Regen ließ aber, als wir endlich allein auf dem Fluss unterwegs waren, nach und es kam sogar die Sonne raus.

Mit unserem ganzen Gepäck

Die Fahrt auf dem Fluss ist so ausgelegt, dass man alle 2 Stunden an einer Hütte oder einem Campingplatz vorbei kommt, sodass man immer recht gut abschätzen kann, wie lange man noch braucht bzw. wie lange man schon unterwegs ist. Am ersten Tag waren es drei solcher Etappen bis zur Ankunft an der John Coull Hütte wo wir die Nacht verbringen sollten. Nach jeder Teil-Etappe hielten wir an um uns die Beine zu vertreten und wechselten auch gleich durch (Der vorne muss nämlich am meisten paddeln). Von Regen war an diesem Tag nichts mehr zu sehen und so wurden wir, außer von den "Stromschnellen", nicht mehr nass. Auch der Wasserspiegel des Flusses war kaum angestiegen und so genossen wir die Landschaft und paddelten gemütlich bis zu unserer Hütte.

Der Chef am Steuer :)

Dort angekommen, machten wir gewissenhaft unser Boot an Land fest und schleppten die Fässer, die wir für den Abend brauchten, zur Hütte. Zu unsererm großen Glück, waren wir die einzigen Leute an der Hütte und konnten uns so wunderbar ausbreiten. Es gab genug Feuerholz und wir konnten es uns bei einem kleinen Feuerchen am Kamin gemütlich machen. Leider fing es bereits am Abend wieder an zu regnen, was uns aber erst mal nichts ausgemacht hat.

Tag zwei

Auch am Morgen hatte es noch nicht aufgehört zu regnen und wir wollten gar nicht so recht aufstehen. Hilft aber alles nichts und so waren wir 9:30 Uhr Abmarsch bereit. Wir passten einen Moment ab, in dem es nicht so stark regnete und beluden unser Boot, das zum Glück noch immer an Ort und Stelle lag. Nach einer Stunde auf dem Fluss ließ der Regen nach, sodass wir unsere Ponchos wieder ausziehen konnten. Nach zweieinhalb Stunden Paddeln fingen wir uns langsam an zu wundern, ob wir heute langsamer als gestern unterwegs waren. Eigentlich sollte ja alle zwei Stunden ein Campingplatz kommen. Nach gut drei Stunden, als wir uns schon fast anfingen Sorgen zu machen, kam endlich das langersehnte Schild in Sicht. Das Geländer am Fluss war heute wesentlich steiler als noch gestern, sodass man sich wie in einem kleinen Fjörd oder Canyon vorkam. Vielleicht lag es an den hohen Wänden, wer weiß, auf jeden Fall waren wir nicht da, wo wir erwartet hatten. Wir hatten nämlich schon zwei von drei Etappen des heutigen Tages hinter uns. Den Campingplatz dazwischen haben wir wohl irgendwie verpasst. War auch nicht schlimm, so hatten wir mehr Zeit.

Bianca als Pinguin (wenn man nur den blauen Teil betrachtet)

Am heutigen Tage konnte man nämlich einen kleinen Abstecher zu Fuß machen. Nachdem wir Mittag gegessen hatte, machten wir uns auf den 45-minütigen Weg zur "Bridge to Nowhere", der Brücke ins Nirgendwo. Die hat ihren Namen wirklich verdient. Steht diese Autobrücke doch total deplatziert mitten im Wald. Erbaut wurde sie eigentlich, um das dahinterliegende Tal zugänglicher zu machen. Hin und weg führen aber nur kleine Trampelpfade, sodass es kaum verwundert, dass das ganze Projekt aufgegeben wurde und heute nur noch als Touristenattraktion gilt.

Bridge to Nowhere

Wieder am Boot, paddelten wir recht gemütlich weiter und ließen uns auch ziemlich oft einfach nur treiben. Nach ca. zwei Stunden dachten wir schon "Jetzt kommt das Jetboot", das auch auf dem Fluss verkehrt und dem wir mit unserem Kanu ausweichen sollten, aber es war am Ende nur ein Quad. Seit unserem Start, das erste kleine bisschen Zivilisation. Eine Kurve später kamen lauter Boote in Sicht und wir dachten schon, dass die Hütte diesmal voll wäre. Beim Näherkommen erkannten wir aber, dass unsere Hütte auf der anderen Seite des Flusses lag. Was wir gesehen hatten, waren die Häuser des Jetboot-Anbieters mit Campingplätzen und Hütten.



Fast wie ein Spiegel

Auch heute hatten wir die Hütte wieder komplett für uns. Schlafsaal und Küche waren diesmal in zwei getrennten Häusern untergebracht und es gab sogar noch ein drittes Maori-Versammlungshaus. Gavin, unser Kanu-Verleih-Mensch, hatte uns schon darauf aufmerksam gemacht, dass es hier vermutlich kein Feuerholz geben würde und so war es dann auch. Wir hatten aber von der Hütte davor etwas mitgenommen und zusammen mit etwas Treibholz konnten wir deswegen trotzdem etwas einheizen. Abgesehen von der einen Stunde am Morgen hatte es auch nicht mehr geregnet, sodass wir zum Glück trocken und nicht wirklich auf's Feuer angewiesen waren.

Das Maori-Häuschen mit ?Totem?

Der letzte Tag

Heute sollten wir spätestens 9 Uhr auf dem Fluss sein um nicht zu spät beim Treffpunkt zu erscheinen. Haben wir sogar geschafft! Es galt nochmal zwei zweistündige Etappen zu meistern. Kurz um den Campingplatz sollte es noch drei größere Stromschnellen geben, für die wir bei unserer Einführung extra Infos bekommen hatten. War aber alles halb so schlimm. Die angeblich "schlimmste" Stromschnelle war trotz dem Regen auch nicht weiter wild. Wir waren fast schon überrascht, dass das schon alles gewesen sein sollte. Dafür waren die zwei letzten Kurven vor dem Ausstieg nochmal richtig wild.

Hier mimt Bianca grade den "Ruder-Troll"

Gerade als wir 40 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt um die letzte Kurve bogen, sagte ich noch aus Spaß, dass Gavin da auch grade mit dem Auto ankommt. Und so war es dann auch. Da wir ja die einzigen Gäste waren, konnten wir gleich losfahren und waren so sogar früher da als geplant. Hatten drei tolle entspannende Tage auf dem Fluss und außer der einen Stunde am zweiten Tag keinen Regen. Und wir wollten die Tour fast schon nicht machen. Gut, dass wir uns doch dazu durchgerungen haben. Wieder in Ohakune angekommen, packten wir unser ganzes Zeug wieder in den Alten Fritz und machten uns auf dem Weg nach Whanganui.

Auf dem gesamten Weg haben wir wirklich unzählige Ziegen gesehen.


In dem Hostel, das wir uns ausgesucht hatten, gab es diesmal nicht nur jede Menge Deutsche. Nein, es gehörte auch einer deutschen Familie. Anlässlich meines Geburtstags gingen wir schnell noch ein paar Bierchen für den Abend kaufen und machten uns dann auf den Weg Richtung Stadt um essen zu gehen. Das Restaurant, das ich zuerst rausgesucht hatte, gab es aus irgendeinem Grund nicht mehr, sodass wir etwas Suchen bei einem Chinesen landeten. Uns hat's super geschmeckt und wir mussten ausnahmsweise mal nicht auf den Preis achten!

1 Kommentar:

  1. Wie gut, dass Ihr immer so zielstrebig und hartnäckig mit Euren Vorhaben seid und Euch so schnell nichts von Euren Plänen abhält, sonst hättet Ihr diese schöne (und "einsame", aber das ist ja ganz in Eurem Sinne) Kanu-Tour gar nicht angetreten! ... und einen Pinguin gab´s auch noch gratis:)
    Sabine

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