Montag, 15. Februar 2016

La Paz, Death Road und der Choro Trail

Als wir in La Paz ankamen, war es leider schon dunkel. Deshalb nahmen wir das erst beste Hostel, nur 2 Quadras (Blöcke) vom Busterminal entfernt, das in unserem Reiseführer eingezeichnet war. Wie fast zu erwarten, war unser erster Tag in La Paz ein Sonntag, wo alle Agenturen bekanntlich zu sind. Um den Tag nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen unternahmen wir einen Ausflug mit den Telefericos zum Sonntagsmarkt in den Stadteil El Alto. Die Telefericos sind Kabinenseilbahnen wie man sie aus den Skigebieten in
Österreich kennt und werden auch von einer österreichischen Firma gebaut. Seit 2014 in Betrieb, sollen sie die chronisch überfüllten Straßen entlasten. Auf dem Markt in El Alto auf dem man von Autos, über Kleidung bis hin zu Süßigkeiten so gut wie alles kaufen kann, hielten wir es aber nicht allzu lange aus. Es waren uns einfach zu viele Menschen die sich durch die engen Gassen drückten.

Blick über La Paz

Organisatorisches und erste Probleme

Bei der Einreise nach Bolivien bekommt man als deutscher Tourist ein Visum, das 30 Tage gültig ist. Unsere 30 Tage waren so gut wie abgelaufen, sodass wir zur Migracion mussten um unser Visum um weitere 30 Tage verlängern zu lassen. Wie auf den Ämtern daheim mussten wir unsere Nummer ziehen und warten bis wir aufgerufen wurden. Keine 20 Minuten später war unser Visum sogar um 60 Tage verlängert und wir konnten uns auf die Suche nach einer Agentur machen. Diesmal wollten wir Downhill Mountainbiken auf der Death Road und Quad fahren. Da wir uns vorher in unserem Hostel schon mal erkundigt hatten, wie die Preise für die Mountainbiketour sind, entschieden wir uns gleich für die erste Agentur, mussten aber erst noch zum Geldautomaten.

Da zwei Automaten direkt nebeneinander waren, ging jeder von uns zu einem der beiden. Bei mir lief alles glatt, aber bei Bianca wollte der Automat kein Geld rausrücken. Es erschien zwar die Meldung "Bitte Geld und Karte entnehmen", die Karte kam, aber da war einfach kein Geld zum entnehmen. Was macht man nun? Wir waren erstmal kurz ratlos. Da der Geldautomat keine erkennbare Seriennummer oder ähnliches hatte, machten wir Fotos vom Automaten, sämtlichen Telefonnummer und der Straße in der er sich befand. Als Kontrolle haben wir noch 10 Bolivianos abgehoben um zu sehen, ob überhaupt Geld raus kommt. Was auch geklappt hat. Bianca wollte dann erst mal kein Geld mehr abholen. Meins reichte grade so, um die Agentur zu bezahlen, also machten wir uns wieder auf den Weg zur Agentur. Wir hatten die Hoffnung, dass die gute Frau dort für uns bei der Bank anrufen könnte.

Angerufen hat sie zwar nicht, uns aber gesagt, dass der Hauptsitz der Bank nur ein paar Quadras entfernt sei. Nachdem wir unsere Tour gebucht hatten, ging es also auf zur Bank. Dort ließen wir uns erstmal jemanden kommen, der englisch sprechen konnte. Mit unserem Dolmetscher wurden wir dann an die Stelle für Reklamationen verwiesen. Die Frau dort teilte uns aber mit, dass sie da überhaupt nichts machen kann und das wir uns an unsere Bank wenden müssten. Wieder im Hostel zurück, rief Bianca bei ihrer Kreditkartenbank an. Die konnten aber auch erst mal nichts machen und rieten ihr zu warten und zu schauen, ob das Geld überhaupt abgebucht wird oder nicht. Als kleinen Vorgriff kann ich an dieser Stelle schon mal verraten, dass es nicht abgebucht wurde und somit nochmal alles gut gegangen ist.

Death Road

Treffpunkt für die Death Road Tour war um 7 Uhr in einem kleinen Cafe in La Paz. Wir waren schon eine halbe Stunde früher da um noch etwas zu frühstücken. Abfahrt sollte um 7:30 Uhr sein, allerdings war unser Frühstück nach 40 Minuten immer noch nicht fertig. Da es allen anderen genau so erging, wurde es halt etwas später mit der Abfahrt. Mit den Fahrrädern auf dem Dach des Busses, ging es einmal quer durch den Stadtverkehr in La Paz zu Ausgangspunkt der Tour.

Es kann los gehen

Die Death Road war, bis die neue Umgehungsstraße gebaut wurde, eine der gefährlichsten Straßen der Welt. Heute ist sie DIE Touristenattraktion in La Paz. In den 20 Jahren, in denen sie nun per Mountainbike befahren wird, sind beim biken "erst" 20 Leute tödlich verunglückt. Vorher waren es 10 mal soviel und das pro Jahr. Gefährlich ist die Straße dadurch, dass sie ziemlich schmal ist und es ein paar hundert Meter den Abhang runter geht. Die Death Road ist übrigens die einzige Straße in Bolivien auf der Linksverkehr herrscht. Warum? Damit der Fahrer am Abgrund direkt rausschauen kann wieviele Millimeter er noch Platz hat, bis er abstürzt.

Die meistfotografierte Ecke der Death Road

Am Startpunkt haben wir alle unsere Ausrüstung bestehend aus Helm, Jacke, Hose, Handschuhen und Fahrrad bekommen. Optional konnte man noch einen Vollhelm und Knie- und Ellbogenschützer nehmen. Von den 12 Leuten in unserer Gruppe haben das aber nur 2 gemacht. Nach einer kurzen Einweisung und Probefahrt auf den Rädern gab es erstmal ein Schlückchen Alkohol. 96% Prozent, wie wir ihn schon aus Potosi kannten. Einen Schluck auf den Boden für Cochamama ("Muttererde"), einen auf das Vorderrad und einen für uns selbst. Nach vollzogenem Ritual ging es endlich los. Die ersten 22 Kilometer über Asphalt um ein Gefühl für die Räder zu bekommen. Die gesamte Strecke wurde in Etappen von einigen Kilometern unterteilt, nach denen immer angehalten wurde, um auf die Langsameren zu warten, etwas zu trinken oder Fotos zu machen, was in dem Nebel kaum möglich war. Nach dem Asphalt folgte ein kurzes Stück Schotterpiste mit der Ansage, dass wer dieses Stück ohne Probleme schafft, auch die Death Road ohne Probleme runter kommt. Weil man die ganze Strecke eigentlich nur bergab fährt, wurden wir wieder in den Bus geladen, da es bis zum Beginn der Death Road noch ein paar Meter bergauf ging.

Einer der beiden Erdrutsche

Leider (oder vielleicht auch besser so) war es im oberen Teil der Strecke total bewölkt, so dass wir gar nicht wirklich sehen konnten, wie weit es an der Seite hinabgeht. Erst weiter unten klarte es etwas auf. In Halsbrecherischem Tempo flogen wir förmlich die Piste hinab. Es ging um scharfe Kurven, über steinige Stellen, durch kleine Bäche und sogar durch Wasserfälle. Durch das ganze Gerüttel fingen nach einiger Zeit die Hände und der Hintern an weh zu tun, aber das tat der Sache keinen Abbruch. Zwischendrin mussten wir ein ganzes Stück ordentlich trampeln, da es nur noch flach geradeaus ging. Eigentlich sollten wir die gesamte Strecke von unserem Bus begleitet werden, dieser musste aber wegen mehreren Erdrutschen auf der Strecke umdrehen und die neue Straße nehmen.

Ausblick ins Tal

Bei einem der Erdrutsche hat es Bianca dann auch erwischt. Halb schiebend, halb fahrend ist sie auf einem der vielen Äste des ausgerutscht und hat einen halben Salto über den Lenker gemacht. Immerhin hat sie sich die weichest mögliche Stelle zum fallen ausgesucht. Außer dem einen oder anderen blauen Fleck ist aber zum Glück nichts passiert. In unserer Gruppe gab es noch zwei weitere Stürze und einen Platten. Am Ende sind aber alle mit dem Leben davon gekommen :)

Am Ende der Tour, an einem beschaulichen Häusschen mit Pool und Duschen, gab es noch ein verspätetes Mittagessen und ein T-Shirt für alle. Wenig später stiegen wir wieder in den Bus zurück nach La Paz. Unterwegs wurde es immer lauter und feuchtfröhlicher. Die anderen haben ganze 3 Flaschen Cuba Libre auf der Fahrt vernichtet. Wir waren irgendwie nicht in der Stimmung zum feiern und gegen Ende eher genervt von den Lautstärke. Als wir endlich im Hostel waren, genehmigten wir uns noch unser Freibier und vielen erschöpft aber glücklich ins Bett.

Quad fahren

Zehn Minuten vor der eigentlichen Uhrzeit wurden wir von einem Radiotaxi am Hostel abgeholt und fast eine Stunde zum Quadverleih durch die Stadt gefahren. Der Besitzer war sogar Deutscher, sodass die Kommunikation diesmal leichter war als sonst. Allerdings erledigten wir bei ihm nur den organisatorischen Kram, die Quads gab es dann von seinen bolivianischen Mitarbeitern. Nach etwas hin und her entschieden wir uns für halbautomatische Quads. Wir mussten eine kleine Testrunde fahren und dann ging es auch schon los. Zwei Stunden über Straßen und Schotterpisten immer wieder aufgelockert durch kleine Stopps zum Fotos machen. Bei einem der Stopps durfte ich auch mal das kleine Motorrad unseres Guides testen. Ansonsten sind wir ihm immer brav hinterher gefahren. Diesmal sogar richtig flott mit 80 km/h durch die Stadt was wir bisher so auch noch nicht gemacht hatten. Wir waren richtig enttäuscht, als die Tour vorbei war. Wir wären gerne noch etwas länger gefahren. Irgenwann müssen wir uns auch mal so ein Teil zulegen.....


Bei der Pause

Im Tourpreis inbegriffen war nur der Transport zum Quadverleih, sodass wir rückzus den Bus nehmen mussten. Wir gingen noch für den dreitägigen Choro Trail, den wir am nächsten Tag machen wollten, einkaufen und packten unsere Rucksäcke für die anstehende Tour. Unser Hostel besitzt eine kleine Brauerei und für jede Nacht im Hostel bekommt man ein Freibier pro Person. Etwas Umsonst (und Bier schon gar nicht) haben wir uns natürlich nie entgehen lassen. Danach gings aber direkt ab ins Bett um Fit für den Choro Trail zu sein.

Der Choro Trail

Mit einem großen und zwei kleinen Rucksäcken machten wir uns auf den Weg zum Ausgangspunkt für den Choro Trail. Wie wir bei der Death Road Tour schon erfahren hatten, ist dieser identisch mit dem Startpunkt der Mountainbiketour, sodass wir theoretisch schon mal wussten wo wir hin wollten. Per Micro fuhren wir zum Busterminal nach Villa Fatima und von dort per Trufi weiter zum Startpunkt. Im Gegensatz zu unserem letzten Ausflug, waren diesmal keine Wolken am Himmel und es hatte die Nacht vorher geschneit. "Ohh schau mal, da sind ja Berge." - Es sah einfach alles so anders aus.


Blick vom höchsten Punkt der Tour

Der Beginn des Choro Trails, eines präkolombianischen Wanderwegs, ist an einer der Parkranger Stationen auf 4700m Höhe bei der wir uns registrieren mussten. Das erste Stück des Weges ging es erstmal 200 anstrengende Höhenmeter hinauf. Von da an in zwei Tagen 3200 Höhenmeter hinab in die Yungas (=Dschungel). Vorbei an misstrauischen Lamas, über Flüsse und auf einem alten gepflasterte Inkaweg gelangten wir schließlich zu unserem Campingplatz für die Nacht. Wir waren die einzigen Gäste, von den Hühnern und Schafen die uns beim Essen zugeschaut haben mal abgesehen.

Auch hier wieder pelzige Bewunderer an der Strecke

Mäh

Der Choro Trail im oberen Teil


Der zweite Tag war wirklich lang und anstrengend. Insgesamt 10 Stunden waren wir unterwegs und das bei ständigem bergauf und -ab im feuchten Urwald. Die breite gepflasterte Straße vom Tag davor verwandelte sich auch immer mehr in einen rutschigen kleinen Schleichpfad durch den Wald. Wenn wir mal wieder im "Freien" waren, wurden wir aber mit tollen Aussichten ins Tal belohnt. Eine kleine Schrecksekunde gab es auch, als plötzlich ein paar hundert Meter hinter einem der wenigen Häuser auf dem Weg, ein Hund um die Ecke und auf uns zu geschossen kam. Als er uns aber erreicht hatte, war er dann doch ganz lieb. Puhh.. Glück gehabt. Den zweiten Abend verbrachten wir in einem etwas größeren Dorf, in dem alle bis auf eine Familie ausgeflogen zu sein schienen. Nachts wurden wir durch lautes Hühnergeschrei, Rufe und Taschenlampen wach. Ich dachte schon sonst was ist passiert. Aber am nächsten Morgen erfuhren wir, dass irgendein Raubtier eines der Hühner angefallen hatte.


und weiter unten

Am letzten Tag unseres Ausfluges tat uns noch alles vom Tag davor weh. Zum Glück waren es nur noch drei Stunden bergab bis zum Ziel. In unserem Reiseführer war der Rückweg relativ komplizert beschrieben, doch wir hatten Glück. Direkt am Ende des Weges, in einem kleinen Dorf, wurden wir von einem Trufi Fahrer angesprochen, ob wir nicht mit nach La Paz fahren wollten. Gesagt getan. Und so waren wir schon 3 Stunden später wieder in unserem Bier-Hostel in La Paz. Die warme Dusche war die reinste Wohltat und das Gratis-Bier schmeckte besser als zuvor. Lange wach waren wir natürlich nicht mehr, denn am nächsten Morgen ging es schon um 9 Uhr weiter nach Copacabana an den Titicaca-See.

3 Kommentare:

  1. Ich frage mich, was als nächstes bei Euch kommt: Wingsuit oder so etwas ähnliches? Glücklicherweise wissen wir alle nicht im Voraus, welche halsbrecherischen Abenteuer Ihr als nächstes vorhabt:)
    Sabine

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  2. Ups...so schnell kann was passieren
    ist ja noch mal gut gegangen mit dem Sturz...denken wir nicht weiter darüber nach...ist js noch mal gut gegangen...es wird euch nicht von weiteren Aktionen abhaltem.
    BLEIBT GESUND:-)

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  3. Hallo ihr !

    Die Stadt "La Paz" sieht ja auch aus der Luft nicht wirklich einladend aus, ... kaum Grünflächen ! + + + Euch geht´s gut, das ist die Hauptsache ! + + + Dem FORD FIESTA von Bianca geht´s übrigens ebenfalls gut ! + + + Fahrzeug springt an, ... Kupplung, Schaltung, Lenkung und Bremsen sind okay. + + + Habe das Auto mal wieder ca. 20 Minuten im Garagenkomplex hin und her bewegt. + + + L.G. Papa

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