Samstag, 21. November 2015

Nationalpark Tantauco (Insel Chiloé)

Planung Nationalpark Tantauco


Der Nationalpark Tantauco war unser nächstes Ziel. Auf der spanischen Internetseite hatten wir uns informiert, was wir machen wollten. Es gab einige Tagesausflüge und Touren bis zu 8 Tagen. Wir entschieden uns für die 7-tägige Tour namens "Ruta Caleta Zorra". In Castro gab es eine Information eigens für diesen Park. Als wir dorthin kamen, fragten die Frauen uns, ob wir ein Auto hätten, da es sonst nur die Möglichkeit mit einem Taxi gäbe in den Park zu gelangen. In der Saison fahren auch öffentliche Busse dorthin, aber die ist nur im Januar/Februar. Also mussten wir das ganze noch einmal überdenken.
Ein Taxi kostete 60 Euro für die Strecke (für 90 km, ca. 2h Fahrt), aber es würde nur bis zum Parkeingang fahren und das war nicht der Tourstart. Der lag weitere 18 km weiter und würde uns 2 Tage mehr kostet (Hin- und Rückweg). Außerdem wussten wir nicht, wie wir dann wieder zurück kommen sollten, da ein normales Taxi uns wahrscheinlich nicht abholen würde.
Wir fanden in Castro eine Agentur, die auch Trekking-Touren anbietet. Die Anfahrt in den Park kostete hier 130 Euro. Allerdings würden sie uns auch in den Park fahren (also die weiteren 18 km) und wir könnten einen Zeitpunkt für die Abholung ausmachen. Sie würden auch die Anmeldung für den Park für uns machen, da pro Tag maximal 8 Leute in den Park gelassen werden (mehr Platz ist nicht in den Hütten zum Übernachten. Organisatorisch klang das schon besser, war aber auch teurer. Also mussten wir auch das erst einmal überdenken. Insgesamt würde uns der Park dann mit Eintritt und Übernachtungen 400 Euro für eine Woche kosten. War es uns das wert???

JA, war es!!!

Übersicht Park Tantauco
Unsere Route: "Ruta Caleta Zorra", 7 Tage, 6 Nächte, 82 km; (Start und Ende ist rechts, die Kreise sind die Übernachtungen)

Anfahrt in den Park - Tag 1 (12.11.2015)


Eine Mitarbeiterin der Agentur holte uns 9 Uhr vom Hostel ab. Die ersten 60 km waren noch Teerstraße, danach gab es nur Schotterpiste 30 km bis zum Parkeingang. Dort stiegen wir aus, füllten noch ein Formular aus und fuhren eine weitere Stunde für die letzten 18 km - Schotterpiste. Berg hoch und runter.
Nun waren wir am Hauptcampingplatz Chaiguata angelangt. Ein weiterer Parkranger begrüßte uns, wünschte uns viel Spaß und nun konnte es losgehen. Wir fragten, ob noch andere im Park seien und er meinte: "Es gibt noch ein deutsches Pärchen, die vor einer Woche losgegangen sind, aber eine andere Tour machen. Ihr werdet ihnen also nicht begegnet." Mehr Menschen gab es nicht.
Pünktlich zum Start fing es dann auch an zu regnen. Für die ersten 7.5 km zum Refugio (Hütte) waren 3-5 Stunden geplant. Aufgrund des Regens wollten wir aber nur schnell ankommen. Die Aussicht konnte man sowieso nicht genießen, kalt war es auch - und so waren wir schon nach 2,5 Stunden am Ziel. Der Weg ging durch Wald und Moor. Es gab einige Brücken und Holzstämme als Weg.

Es ist nass
Das Refugio Chaiguaco war ganz anders als wir es uns vorgestellt hatten. Es gab Holz und einen Ofen, in dem man Feuer machen durfte und Liegeflächen für 8 Personen. Außerdem Tisch und Bänke. Hier konnte man sich aufwärmen. Da wir uns so beeilt hatten, waren wir schon 14.30 Uhr im Refugio und verbrachten den Rest des Tages mit Lesen, Rätseln, Sachen trocknen, Feuer nachlegen und Essen machen.
Da das Trinkwasser aus dem Fluss uns so rötlich erschien, beschlossen wir, es nicht zu trinken, sondern lieber das Regenwasser aufzufangen.
Unsere Hütte
Das Toilettenhäuschen
Die Betten
Der Ofen

Tag 2


Die heutige Tour ging vom Refugio Chaiguaco zum Refugio Pyramides: 12,5 km, 6-8 Stunden geplant.
Das Wetter war durchwachsen. Am Ende waren wir aber trotzdem nass, da die Gräser und Büsche nass waren und wir im Moor versehentlich in das ein oder andere Wasserloch traten. Da uns aufgrund der Nässe immer sehr kalt war, machten wir nur eine winzige Pause und hatten die Hütte bereits nach 5 Stunden um 14.30 Uhr erreicht.



Das Refugio war wieder mit gleicher Ausstattung. Es gab sogar ein paar Matratzen. Die 7 Stunden, die wir noch bis zum Schlafen gehen hatten, verbrachten wir wieder wie am Tag zuvor. Aus Langeweile fing ich sogar an Holz zu hacken. (Draußen gab es eine Axt und einen Holzvorrat.)



Das ist alles von mir

Tag 3


Heute haben wir mal ausgeschlafen, obwohl die längste Tour mit 15,1 km bevor stand. Geplant waren 7-9 Stunden zum Refugio Emerenciana, aber da wir bisher immer schneller unterwegs waren und uns dann im Refugion lanweilig war, dachten wir, wir sollten lieber später losgehen.
Ein Fehler wie sich heraus stellte, denn ausgerechnet heute brauchten wir 9,5 Stunden und so waren wir erst 20 Uhr am Ziel. Als das Feuer endlich brannte, wurde es auch schon dunkel und wir brauchten zum ersten Mal unsere Stirnlampen, damit wir überhaupt sehen, was wir essen.
Der Grund war zum einen, die an sich schon schwierige Strecke (was wir aber vorher nicht wussten). Es gab ganze Kletterpartien. 5-10 m in die Höhe oder hinunter - Festhalten musste man sich an Wurzeln oder Bäumen oder was man sonst noch zu greifen bekam. Alles war nass und man musste aufpassen, dass man nicht rutschte. An einer Stelle war sogar ein Seil, an dem man sich hochziehen musste. Außerdem musste man über Baumstämme balancieren, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Und das alles mit Rucksack.
Ein weiterer Grund für das späte Ankommen, war der andauernde Regen die Tage zuvor und vor allem nachts. Gerade im Moorgebiet waren die Wege nicht mehr begehbar und man musste sich Umwege suchen. Teilweise suchten wir auch nach Stöcken, die wir in die übergroßen Pfützen schmeißen konnten, um anschließend darauf zu balancieren. Das kostete Zeit.


Chrsistoph und neben der Nalkapflanze (er steht übrigens auf dem Weg, auch wenn man es nicht sieht)
Der moosbewachsene Weg

Tag 4


Die heutige Tour konnte ohne Rucksack erfolgen. Es war ein 6 km langer "Spaziergang" zum Meer und wieder 6 km zurück zur selben Hütte. Zum Glück regnete es heute mal nicht (erst als wir wieder im Refugio waren). Auch dieser Weg war mit Kletterpartien ausgestattet, aber es waren längst nciht so viele wie am Tag davor. Am Meer angekommen, suchten wir uns ein Plätzchen und aßen unser Mittag. Es war ungemütlich und windig, sodass sich auch hier der Aufenthalt nicht in die Länge zog und wir schnell wieder zurück gingen - und kletterten.


Der Weg zum Meer

Am Meer
Ausruhen am Abend

Tag 5


Die Strecke war die gleiche wie am dritten Tag. Da wir wussten, was auf uns zu kommt, stellten wir diesmal einen Wecker, damit wir pünktlich 9 Uhr losgingen. Heute hatten wir mit dem Wetter kein Glück - es regnete und regnete... und so dauerte die Tour diesmal sogar 10 Stunden. Es dauerte nicht lange und wir waren komplett durchnässt. Die Kletterpartien wurden noch rutschiger. Pfützen, die auf dem Hinweg schon unüberwindbar waren, wurden zu Seen. Auch die Baumstämme, die wir auf dem Hinweg ins Wasser gelegt hatten, waren nun unter Wasser. Das Moor war ein Meer. Es half nichts. Augen zu und durch - oder besser Augen auf und durch. Vorsichtig sein und aufpassen, wo man hintritt. Das ein oder andere Mal landeten die Füße dann doch im Wasser. Am Ende wollten wir nur noch ankommen und so stiefelten wir dann doch durch die ein oder andere Pfütze ohne nach einem Alternativweg zu suchen. Wir waren doch sowieso nass, also warum die Mühe machen...
An diesem Tag fühlte ich einfach nur HASS:

H...Hunger und Erschöpfung: Aufgrund der Nässe machten wir keine Pausen - 10 Stunden lang.
A...Angst und Ekel: Alles war glatt und nass. Trotzdem musste man sich beim Klettern irgendwo               festhalten.
S...Schmerz: Da mir meine Kapuze so tief im Gesicht hing, habe ich den ein oder anderen Baum               übersehen und bin dagegen gerannt.
S...schlechte Laune: aus all den genannten Gründen war es schwierig, sich selbst und den anderen bei       Laune zu halten.

Am Refugio angekommen war all das schon fast wieder vergessen. Wir freuten uns einfach nur auf ein warmes Feuerchen, Essen, trockene Kleidung und Schlafen. Am Refugio war bereits ein anderes französisches Pärchen (ca. 50 Jahre alt). Die ersten Menschen nach 5 Tagen. Wir waren ein wenig enttäuscht, dass wir uns die Hütte nun mit jemandem teilen müssten, aber immerhin hatten sie schon Feuer gemacht ;) Sie erzählten uns von dem Anschlag, der am 13.11. in Paris stattgefunden hatte. Da merkt man erstmal was ein paar Tage fernab jeglicher Zivilisation ausmachen. Man kriegt einfach nichts mehr von der Welt mit... Das kann man in diesem Fall positiv wie auch negativ sehen...

Tag 6


Von diesem Tag gibt es eigentlich nichts außergewöhnliches zu berichten. Es war die gleiche Strecke wie an Tag 2. Der Regen hatte aufgehört. Ja, es schien sogar den halben Tag die Sonne. Es gab keine Klettereien und wir machten ZWEI Pausen. Natürlich war alles immer noch ein bisschen nass, aber das machte uns nichts aus. Es schien, als wäre das meiste Wasser schon versickert. Außerdem stellten wir fest, dass die Wege der ersten beiden Etappen besser ausgebaut waren, mit Brücken und richtigen Wegen. Was für ein Luxus, der uns am Anfang gar nicht aufgefallen war.


Tag 7


Der letzte Tag! Einerseits waren wir froh bald wieder in der Zivilisation zu sein. Anderseits waren die Strapazen der letzten Tage schon fast wieder vergessen und insgesamt war es doch ganz schön (wenn der Regen nicht gewesen wäre.
Dieser Park wird mit Hass und Liebe in meiner Erinnerung bleiben. HASS (wie an Tag 5 beschrieben) und LIEBE:

L...Landschaft: Die Landschaft war einzigartig. Alle anderen Nationalparks bisher waren "Gebirgsparks"      - hatten also irgendeinen tollen Berg, den man besteigen musste. Dieser bestand nur aus                      Wald, Moor, Meer.
I...In den Refugios...(am warmen Feuer) waren dann alle Strapazen des Tages wieder vergessen.
E...Einsamkeit: eine Woche einsame Wanderungen ohne einer Menschenseele zu begegnen (außer          den Franzosen
B...Bleibende Erinnerung: Ob wegen des Wetters oder der Strapazen. Man wird sich immer daran              erinnern.
E...Erlebnis und Abenteuer: Es war nicht nur ein Trekking-Park. Es war mehr!!! (Wenn auch für mich          persönlich die Klettereien etwas zu viel waren)

Genug geschwafelt... Also am letzten Tag (18.11.2015) schliefen wir nochmal aus, liefen dann 2,5 Stunden bis zum Ausgangspunkt Campingplatz Chaiguata zurück wo auch schon unser Taxi auf uns wartete. Es war wieder der gleiche Parkranger vor Ort wie eine Woche zuvor, der doch etwas erleichtert wirkte, dass wir wieder zurück waren, was durch seine Worte "Ich war mir nicht sicher, ob ihr heute wieder aus dem Park kommt" bestätigt wurde. Dann ging es wieder 3 Stunden nach Castro zurück.


Christophs Fazit

Ja, der Park Tantauco. Einerseits super schön, wenn, ja wenn da nicht dieses Wetter gewesen wäre. Als es den einen Tag durchgeregnet hat, habe selbst ich Frohnatur :) schlechte Laune bekommen. Der Regen hat andereseits aber das Ankommen um so schöner gemacht. Ich war überhaupt noch nie so lange Zeit, bei so schlechtem Wetter unterwegs, aber naja. Es gibt immer ein erste Mal.

Der Weg durch den "Sumpf" war auch etwas zu viel des Guten. Ein bischen Wasser gut und schön, aber doch bitte nicht stundenlang durch Flüsse waten. Ungünstigerweise lagen die meisten Kletterstellen am Ende eines langen Tages mit einem schweren Rucksack. Nichtsdestotrotz haben diese Passagen zu meinen Lieblingsstellen im ganzen Park gehört. Abenteuer pur. Der Park konnte auch immer wieder mit seiner abwechslungsreichen Landschaft überzeugen. Ich hätte z.B. nie erwartet, einen Dschungel vorzufinden! Und dann endlich am Ende am Meer ankommen; ein bisschen "Knocking on Heaven´s Door"-Feeling.

Der Park, genau wie die Insel Chiloé, sind für mich definitiv eines der bisherigen Highlights unsere Reise. (Da ich noch nicht dort war, hat es die ganze Sache um so interessanter gemacht)

1 Kommentar:

  1. Das waren wieder herrliche Bilder und Beschreibungen. Eigentlich bin ich froh diese Strapazen ( für mich sehe ich es so) nicht mitmachen zu müssen, denn der "ganz normale Weg" erscheint mir für mich dann doch unnormal. Aber ich habe ja von Euch anschauliche Naturbeschreibungen, besser als aus jeglichem Reiseführer! Viel Glück und Freude für Eure weitere Reise. LG Tina

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