Dienstag, 23. August 2016

Das Outback (08.08.16-17.08.16)

Der erste Eindruck vom Outback war... ziemlich dunkel. Da wir nach Christoph's Tauchausflug direkt losfuhren, war es bereits 17 Uhr als wir Richtung Outback aufbrachen. Aber da es in den nächsten Tagen noch genügend "Straße" zu sehen geben wird, wollten wir erstmal einfach nur ein paar Kilometerchen machen. Nach 340 km wurden wir müde und suchten uns einen Rastplatz zum übernachten. Da in Australien überall Schilder stehen, dass man bloß nicht müde fahren soll, ist es so gut wie auf jedem Rastplatz auch erlaubt zu übernachten. Wir suchten uns möglichst immer welche mit Toilette, da wir ja kein Wohnmobil haben.

Hier mal ein paar Slogans von der Straße:
"Stop, Revive, Survive" = Anhalten, Erholen, Überleben
"Survive this drive" = Überlebe diese Fahrt
"Stop, Arrive Alive" = Anhalten und lebend ankommen
"Drowsy drivers die" = Verschlafene Fahrer sterben
(Im Englischen klingt's natürlich viel schöner)

Der erste Eindruck vom Outback
Am nächsten Morgen sah dann plötzlich alles etwas rötlicher und flacher aus. Auch die Vegetation war schon etwas karger. Auf den Straßen kamen uns sogenannte "Road Trains" (="Straßenzüge") entgegen. Das sind LKW's mit über 50 m Länge, also bis zu 4 Anhängern. Unser erster und einziger Stopp auf dem Ost-West Highway war in Mount Isa, um nochmal Einzukaufen, Geld zu holen und Getränke aufzufrischen. Auffallend war, dass es hier erstaunlich viele "Schwarze" gab. Zum ersten Mal in Australien sahen wir so viele Aborigines auf einmal - oh Wunder - der Großteil der Aborigines lebt nämlich im Outback. Obwohl ihre Kultur an sich friedlich gesinnt ist, kamen sie uns doch etwas unheimlich vor und wir fühlten uns ein wenig verunsichert. Ein kleiner Kulturschock. Es kam uns auch so vor, als würden sie auf den Straßen "rumlungern" wie Bettler. Vielleicht taten sie es auch? Vielleicht waren sie aber auch nur in der Stadt um Vorräte aufzufrischen? Man weiß es nicht. Wir wollten jedenfalls schnell weiter fahren.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit Autofahren. Insgesamt schafften wir 900 km an dem Tag und erreichten das Northern Territory, ein weiteres australisches "Bundesland". Da hier jedes Bundesland seine eigenen Verkehrsregeln hat, gab es hier erstmals Straßenabschnitte, wo man 130 km/h fahren konnte oder sogar unbegrenzt (sonst war das Limit bei 110 km/h). Allerdings mussten wir beim nächsten Tanken feststellen, dass unser Auto bei 130 km/h 1l auf 100 km mehr verbraucht. Dazu kommt, dass die Benzinpreise statt sonst 1,20$ im Outback bis zu 1,70$ sind. Deswegen beschlossen wir ab jetzt wieder nur 110 km/h zu fahren. Wir haben ja Zeit.

So sah es 80% unseres Tages aus
Nach einer weiteren Nacht auf einem Rastplatz erreichten wir den Highway, der von Norden nach Süden führt und auch unser erstes richtiges Outbackziel "Devils Marbles" (="Teufel's Murmeln"). Das waren große Felsbrocken, die durch Auswaschungen vom Regen abgerundet wurden und nun wie Kugeln aussahen.


Die Devils Marbles


weißer Eukalyptus

Wer ist stärker?
Danach ging die Fahrt schon weiter, denn noch an diesem Tag wollten wir Alice Springs, die einzige größere Stadt im Outback erreichen. Auch hier liefen wieder jede Menge Aborigines rum. Hinzu kamen aber auch viele Touristen, denn die meisten fliegen nach Alice Springs, um von dort eine Tour zum Uluru zu machen. Wir nahmen den erstbesten Campingplatz, denn auch an diesem Tag waren wir wieder 900 km gefahren und ziemlich k.o.
Nachts war uns zum ersten Mal seit Langem wieder kalt. Ein Blick auf den Wetterbericht zeigte nachts 5°C an. So ist es eben in der Wüste. Tags heiß, nachts kalt.

Da hat die Bianca mal wieder irgendwo einen Hockeyschläger aufgegabelt

Ein bisschen Bildung schadet nicht


Nach der ganzen Fahrerei gönnten wir uns mal einen Erholungstag. Morgens gingen wir in die Schule, ja richtig gehört: ab zum Unterricht. Die "School of the Air" (="Schule aus der Luft") besteht nur aus 3 Klassenzimmern. Das besondere: hier gibt es keine Schüler, denn die sind über 1,3 Millionen km² im Outback verteilt. In den Klassenzimmern sitzen lediglich die Lehrer vor der Webcam und unterrichten Schüler bis zur 9. Klasse. Und wer jetzt denkt: "Was heute mit Internet alles möglich ist", der irrt sich, denn die Schule gibt es schon seit 1951. Damals wurden die Schüler über Radio und Funk unterrichtet. Natürlich haben sich durch die Modernisierungen die Bedingungen deutlich verbessert, denn nun können die Lehrer in Echtzeit und mit Videokontakt zu den Schülern sprechen. Eine Webcam ist auf den Schreibtisch vom Lehrer gerichtet, sodass er manche Dinge bildlich darstellen kann. Auch wir durften vor dem Klassenzimmer auf den Bildschirm starren. Die einzige Bedingung, um in diese Schule gehen zu dürfen, man muss mindestens 50 km von einer staatlichen Schule entfernt wohnen.
Nachdem der Unterricht beendet war, suchten wir uns einen neuen Campingplatz, da uns der letzte überhaupt nicht gefallen hat, und ruhten den Nachmittag aus.


Die "School of Air": oben rechts: Das Klassenzimmer, Mitte: das alte Funkgerät, unten: Das Einzugsgebiet der Schule

East- und West MacDonnell Range


Da wir heute "nur" 400 km bis zum Uluru vor uns hatten, besuchten wir am Vormittag noch die East- und West MacDonnell Ranges. Die MacDonnell Range ist eine lange Bergkette östlich und westlich von Alice Springs, in der es einige Einschnitte gibt, sodass man in den Lücken die hohen Berge bestaunen kann.

West-MacDonnell Range




Ein bisschen ausruhen
Nachdem wir hier etwas zu viel Zeit vertrödelt hatten, kamen wir erst recht spät in Yulara, dem Ort neben dem Uluru Nationalpark, an. Eigentlich war der Campingplatz schon voll, aber da es der einzige weit und breit war, konnten sie die Leute auch nicht wegschicken. Dafür hatten sie hinter dem Campingplatz eine riese Stellfläche, wo sie alle Spätankömmlinge unterbrachten.

Kata Tjutas (The Olgas) und Uluru (Ayers Rock)


Da die Sonne noch hoch am Himmel stand, fuhren wir noch am selben Abend in den Nationalpark. Dieser kostet zwar 25$ Eintritt, das Ticket gilt aber 3 Tage. Am schönsten ist der Uluru bei Sonnenaufgang und -untergang anzuschauen. So gibt es im Park 4 verschiedene Aussichtspunkte eigens dafür. Wir nahmen den ersten und auf einmal befanden wir uns auf einem riesigen Parkplatz zwischen 200 Leuten, die alle nur dasselbe wollten: Den Uluru rot schimmern sehen. Leider war es an diesem Tag bewölkt, aber ein bisschen rote Farbe hat er dann doch noch abbekommen ;)

Der erste Blick auf den Uluru... dachten wir. Es ist nämlich der Mt. Conner. Kann man ja schonmal verwechseln

Alle warten nur auf das perfekte Bild...

... Und da ist es

Am nächsten Morgen standen wir 6 Uhr auf, da wir zu einem weiteren Aussichtspunkt für den Sonnenaufgang wollten. Leider war die Aussichtsplattform wesentlich kleiner und ganze Busagenturen versammelten sich hier, sodass wir kaum eine Chance hatten, den Uluru zu sehen. Da es sowieso wieder bewölkt war, fuhren wir direkt weiter nach Kata Tjuta, denn in unserem Buch stand "Kein Besuch beim Uluru ist perfekt ohne auch nach Kata Tjuta zu fahren".

Der Uluru bei Sonnenaufgang
Ein weiterer Vorteil des frühen Aufstehens war, es war noch nicht so heiß. Genau genommen war es kalt und windig. Die erste der zwei größeren Wanderungen des heutigen Tages ging dann auch noch durch's "Valley of the wind" ("Tal des Windes"). Dennoch war es ein schöner 7,4 km Rundwanderweg zwischen diesen rundlich geformten Felsen, über Wiese und wieder zurück.

Kata Tjutas
Danach fuhren wir zum Uluru, wo unsere zweite Wanderung startete: Der "Base Walk", also die Umrundung des Ulurus.
Es gibt auch einen Klettersteig auf den Uluru, aber abgesehen davon, dass die Aborigines dich beten, dort nicht hinauf zu gehen, war es sowieso wegen starkem Wind geschlossen. Also umrundeten wir den Uluru in 10,6 km. Von Nahem sieht er eigentlich nicht mehr so spektakulär aus, eher wie ein durchlöcherter Schweizer Käse. Unterwegs gab es immer wieder Hinweise, dass du bestimmte Bereiche nicht fotografieren sollst, da es heilige Plätze der Aborigines sind, aber es gab auch so genug anderes zu fotografieren. Nach unseren 2 Wanderungen fuhren wir wieder auf unseren Campingplatz.

Der Uluru aus der Nähe


Auch in der Wüste gibt es Wasser

Hier fand eine Unterrichtsstunde der Aborigenes statt
Der ist ganz schön löchrig!
Auch am dritten Tag fuhren wir noch einmal in den Nationalpark. Um 10 Uhr gab es von den Rangern des Nationalparks eine kostenlose Führung, um die Aborigines-Kultur besser zu verstehen. Wir hatten uns zwar an ihre Bitten gehalten den Uluru nicht zu besteigen und manche Stellen nicht zu fotografieren, aber es ist für uns schwierig das "Warum" zu verstehen. Deswegen nun ein paar Erklärungen:

"Warum nicht den Uluru besteigen?"

Wir erbauen unsere Wahrzeichen mit Häusern und haben heilige Plätze in der Kirche. Die Abirigines waren früher ein Nomadenvolk und hatten ihre heiligen Stätte in der Natur, in Felsen, Bäumen, Seen, ...
Den Uluru zu besteigen und zu picknicken und darauf rumzutrampeln wäre also, als würde man dasselbe auf der Oper von Sydney oder einem Kirchturm tun, nur um die schöne Aussicht zu genießen.

Der Weg auf den Uluru

"Warum nicht fotografieren?"

Bei den Aborigines werden die Geschichten nur dort erzählt, wo sie geschehen sind. Das würde bedeuten, du dürftest vom Mauerfall nur an der Berliner Mauer erzählen oder von der Hanse-Sail in Rostock nur am Hafen berichten. Fotografierst du die Stellen, so trägst du auch ihre Geschichten in die Welt. Doch diese gehören nur an den Ort, wo sie geschehen sind. Willst du also eine Geschichte hören, so musst du zu der entsprechenden Höhle, Baum, See, ... gehen, um sie zu hören.

hier darf nicht fotografiert werden
Ich fand die Führung wirklich sehr interessant und ein schöner Abschluss im Uluru Nationalpark, denn nun ging es wieder auf die Straße und weiter nach Süden. Nach einer weiteren Rastplatzübernachtung fuhren wir zu einem Aussichtspunkt, deren Kulisse schon in vielen Sci-Fi Filmen verwendet wurde. Da dieser Aussichtspunkt 11 km abseits des Highways lag, fuhren wir das erste Mal mit unserem Auto auf Schotterpiste und bekamen ein tatsächliches "Outback-Feeling". Danach überquerten wir die Grenze nach Südaustralien. Nun wurde es langsam wieder zivilisierter - mehr Autos, größere Orte, ... Insgesamt fuhren wir mal wieder 900 km am Tag und schafften es bis kurz vor Port Lincoln, am Meer.


mit dem Auto im Outback

am Aussichtspunkt

eine gute Filmkulisse

Port Lincoln und Port Augusta


Morgens fuhren wir in den Ort, denn hier wollte Christoph mit weißen Haien tauchen gehen. Leider war über Nacht ein starker Wind aufgezogen und die Dame von der Touristeninformation teilte uns mit, dass die nächste Tour aufgrund des Sturmes erst in 4 Tagen stattfinden würde. Da wir nicht so lange warten wollten, fuhren wir wieder zurück nach Port Augusta und machten einen kleinen Spaziergang durch den Botanischen Garten.

im Botanischen Garten

Aussichtspunkt

Hmmm... Eis

Es gab auch Tiere

Adelaide


Nach 300 km hatten wir Adelaide erreicht. Hier wollten wir uns schonmal darum kümmern, unser Auto zu verkaufen. Das hieß als erstes: Waschen. Kann nach dem Outback ja auch nicht schaden. Danach wurden ein paar Fotos gemacht und das ganze schonmal ins Internet gestellt, in der Hoffnung, dass sich ein paar Leute melden werden, bis wir in Sydney sind.

Outback Fazit Christoph


Die Natur an der Ostküste kannten wir ja nun schon zur Genüge. Umso größer war dann der Kontrast im Outback. Endlich mal wieder etwas Abwechslung. Faszinierend fand ich auch gleich zu Beginn die Farben. Roter Sand und Steine, blauer Himmel und natürlich der orange-rote Horizont bei Sonnenauf und -untergang. Total nervig hingegen waren die "Outback"-Fliegen. Teilweise waren wir nur mit "wedeln" beschäftigt um die Tierchen zu vertreiben. Im Gegensatz zu den sonstigen Fliegen sind diese nämlich wirklich penetrant und fliegen am liebsten im Gesicht und an den Augen rum. Furchtbar! Wie Bianca schon sagte, wirkt der Uluru von nahem einfach nicht. Abgelutschter, löchriger Schweizer Käse trifft es sehr gut. Überrascht hat mich vorallem, dass es rund um den Uluru nur so geblüht hat. Alles war voller Wild-Blumen und grün. In einer so trockenen Gegend hätte ich das nicht erwartet.

2 Kommentare:

  1. ich bin froh,dass ihr da heil und gesund durch seid.Die Bilder entschädigen ein wenig.

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  2. Phantastische Fotos und Farben! Dank Euch, können wir die "weite" Welt nonstop mit bestaunen und erfahren viel Neues und Wissenswertes. Super!
    Nachdem Ihr ja nun sooo viele Kilometer gefahren seid, freut Ihr Euch bestimmt darauf, "endlich" wieder per pedes unterwegs zu sein oder?
    Sabine

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